Auftrag und Rolle des Monitoringberichts

Der gemeinsame Bericht wird seit der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) im Jahr 2005 jährlich veröffentlicht. Ziel ist es, verlässliche Markttransparenz zu schaffen und regulatorische Entscheidungen zu stützen. Bundeskartellamt (BKartA) und Bundesnetzagentur (BNetzA) beobachten die Entwicklungen auf den Strom- und Gasmärkten sowie an Strom- und Gasbörsen und bewerten den Stand von Wettbewerb, Liberalisierung und Versorgungssicherheit.

Wettbewerb im Strom- und Gasvertrieb

Im Vertrieb zeigt der Monitoringbericht 2025 eine breite Anbieterlandschaft ohne marktbeherrschende Unternehmen. Haushaltskundinnen und -kunden konnten 2024 im Durchschnitt zwischen 139 Strom- und 108 Gasanbietern wählen. Damit bestätigt sich der Befund, dass der Markteintritt neuer Anbieter und der Wettbewerb um Endkunden über Preise und Produkte funktionieren.

Lieferantenwechsel und Grundversorgung

Die Wechselaktivität der Kundschaft erreichte neue Höchststände. Rund 7.1 Millionen Stromkundinnen und -kunden wechselten 2024 ihren Lieferanten, die Wechselquote lag bei etwa 14 Prozent. Zusätzlich nahmen über 3.3 Millionen Kundinnen und Kunden Vertragsanpassungen beim bisherigen Lieferanten vor. Im Gasmarkt wechselten rund 2.3 Millionen Haushalte den Anbieter, bei einer Wechselquote von etwa 17 Prozent und rund 1.2 Millionen eigenständigen Vertragsanpassungen.

Parallel dazu ging der Anteil der Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung weiter zurück. Im Strom lag er 2024 nur noch bei rund 22 Prozent, im Gas bei rund 16 Prozent. Damit setzte sich der langfristige Trend fort, wonach immer mehr Kundinnen und Kunden aktiv einen Sondervertrag wählen.

Preisniveau und dynamische Produkte

Im Frühjahr 2025 zeigte sich eine Entspannung auf der Preisseite. Haushalte zahlten im Durchschnitt 40.1 ct/kWh für Strom und 12.13 ct/kWh für Gas. Das entspricht einer Reduktion von rund 4 Prozent beim Strom und rund 3 Prozent beim Gas im Vergleich zum Vorjahr. Für Industrie- und Gewerbekunden sanken die Strompreise im Mittel um etwa 6 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Vertragspreis 2024.

Die Preisrückgänge sind vor allem auf deutlich niedrigere Grosshandelspreise und eine hohe Liquidität an den Handelsplätzen zurückzuführen. Auffällige Preisspitzen in Phasen mit wenig Einspeisung aus Wind- und Solarenergie wurden von BNetzA und BKartA untersucht, ohne dass Hinweise auf missbräuchliches Verhalten festgestellt wurden.

Mit der seit 2025 geltenden Pflicht für Stromlieferanten, mindestens einen dynamischen Tarif anzubieten, gewinnt die Tarifgestaltung zusätzlich an Bedeutung. Flexible, verbrauchsnahe Produkte werden damit zum festen Bestandteil des Angebotsportfolios und erhöhen die Wahlmöglichkeiten der Kundschaft.

Hintergründe im Überblick

  • Zwanzigste Ausgabe des gemeinsamen Monitoringberichts seit der EnWG-Novelle 2005
  • 139 Strom- und 108 Gasanbieter im Haushaltssegment im Jahr 2024
  • Rund 7.1 Millionen Lieferantenwechsel im Strom, Wechselquote etwa 14 Prozent
  • Rund 2.3 Millionen Lieferantenwechsel im Gas, Wechselquote etwa 17 Prozent
  • Haushaltsstrompreis im Frühjahr 2025 durchschnittlich 40.1 ct/kWh, Gaspreis 12.13 ct/kWh
  • 54 Prozent Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch 2024
  • Rund 55 Prozent Marktanteil der fünf grössten konventionellen Stromerzeuger
  • Deutschland als wichtiger Import-Hub für Gas mit Fokus auf Liquefied Natural Gas (LNG) und Lieferungen aus Nordeuropa

Wandel in der Stromerzeugung

Der Bericht dokumentiert den strukturellen Wandel im Erzeugungsmix. 2024 stammten bereits 54 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Die Stromproduktion aus Braunkohle ging um 9 Prozent zurück, aus Steinkohle um 30 Prozent. Gründe sind Stilllegungen konventioneller Kraftwerke, der Ausbau erneuerbarer Energien und tiefere Gasgrosshandelspreise.

Erzeugung aus Solarenergie nahm um 18.6 Prozent zu, Wasserkraft um 13.3 Prozent und Offshore-Wind um 9.4 Prozent. Onshore-Wind verzeichnete dagegen bedingt durch einen windärmeren Herbst einen Rückgang von 3.3 Prozent. Diese Verschiebungen erhöhen die Bedeutung von Flexibilität, Systemdienstleistungen und geeigneten Marktmechanismen für Zeiten mit geringer Einspeisung.

Marktkonzentration und Systemrelevanz

Bei der konventionellen Stromerzeugung halten die fünf grössten Unternehmen einen gemeinsamen Marktanteil von rund 55 Prozent, RWE bleibt Marktführer. Gleichzeitig wirkt sich die deutliche Verringerung der marktlich einsetzbaren konventionellen Kapazitäten auf die Marktmacht einzelner Erzeuger aus. In Situationen knapper Kapazitäten werden verbleibende Anlagen häufiger systemrelevant und unverzichtbar für die Deckung der Nachfrage.

Im Gasmarkt zeigt sich ein anderes Bild. Nach dem Wegfall russischer Pipelineimporte fungiert Deutschland heute als wichtiger europäischer Import-Hub. Der Fokus liegt stärker auf LNG-Lieferungen und Gas aus Nordeuropa. Während die Wettbewerbssituation im Vertrieb als robust eingeschätzt wird, bleibt die Marktkonzentration bei den Gasspeichern weiterhin hoch.